Sir Alexander Arnold Constantine Issigonis

(1906 - 1988)
Alexander Issigonis wurde am 18. November 1906 als Sohn eines Exilgriechen mit britischem Pass und einer bayerischen Mutter im heutigen Izmir in der Türkei geboren. Der Vater, ein erfolgreicher und wohlhabender  Schiffbauingenieur, musste 1922 die Türkei verlassen, weil die türkische Regierung alle britischen Bürger auswies. Bei der Ausschiffung durch die britische Marine auf die Mittelmeerinsel Malta starb er an einem Schwächeanfall.

In der neuen Heimat England angekommen, versuchte der 16jährige Alexander, eine Ausbildung am angesehenen Battersea Polytechnikum in London zu beginnen, scheiterte aber an seinen fehlenden Mathematikkenntnissen. Um seinen eingeschlagenen Weg, Automobilkonstrukteur zu werden, nicht aus den Augen zu verlieren, beschloss der junge Alec, seine Ausbildung selbst in die Hand zu nehmen. Er bereiste mit seiner Mutter Automobilwerke und Maschinenbaufabriken in ganz Europa und arbeitete anschließend in einem Londoner Konstruktionsbüro an der Entwicklung einer automatischen Kupplung, die als Vorläufer des automatischen Getriebes angesehen werden kann. Nebenher baute der junge Konstrukteur mit seinem Freund George Dowson einen potenten kleinen Rennwagen mit einer aufgeladenen 750 cm3 Austin Seven Maschine mit etwa 60 PS und einem Gewicht von nur 500 kg, dem "Lightweight-Special".  Diese erste Konstruktion von Alec Issigonis verfügte  bereits über eine Gummifederung...

Etwa zur gleichen Zeit (1936) begann der 30-jährige seine Arbeit beim Morris Engineering Department und war zunächst an der Entwicklung der Vorderradaufhängung des MG Y beschäftigt, die später noch im MGB Verwendung finden sollte. Den Durchbruch für Issigonis bedeutete die Konstruktion des Morris Minor, der mit Sicherheit ein ähnlich großer Wurf war, wie später der Mini. Der Morris Minor wurde als zwei- und viertürige Limousine, als Traveller mit dekorativem Fachwerkheck, als Van und Convertible mit Maschinen zwischen 800 und 1100 cm3 ein weltweiter Topseller.


Morris Minor Prototyp

Als 1952  Austin und Morris zu BMC (British Motor Corporation) zusammengefasst wurden, sah sich Issigonis einem Management gegenüber, dass vielen seiner innovativen Ideen ablehnend entgegen stand. Er verließ BMC und heuerte bei Alvis an, wo er sich bei der Entwicklung von Hochleistungssportwagen mit einem 3,5 Liter V8 Twin Cam Triebwerk und einer komplett neuartigen Aufhängung einbrachte. Leider wurde dieses Projekt von Alvis aus Kostengründen gestoppt.     

1956 holte Sir Leonhard Lord Issigonis zu Austin. Zu dieser Zeit war in Großbritannien wegen der Suezkriese das Öl rationiert. Ägyptens Präsident Nasser hatte den Suezkanal gesperrt und so der gesamten westlichen Welt den direkten Zugang zu den wichtigsten Ölfeldern versperrt. Alexander Issigonis bekam den Auftrag, einen konkurrenzfähigen Kleinwagen zu konstruieren, der preiswert und sparsam sein und vier Personen transportieren können sollte. Issigonis baute ein Automobil mit kleinen, einzeln aufgehängten 10 Zoll Rädern, einer Gummifederung, die wenig Platz beanspruchte und einem quer eingebauten 4 Zylinder Reihenmotor mit  848cm3 Hubraum über einem direkt angeflanschten Getriebe mit Frontantrieb.

Mini Skizze auf einer Papierserviette

Dieses Fahrzeug hatte eine moderne selbstragende Karosserie und für die damalige Zeit großzügige Fensterflächen. Es wurde bis auf einen geänderten Frontgrill nahezu identisch von Morris als "Morris Mini Minor" und von Austin als "Austin Se7en" angeboten. Als der neue Kleinwagen der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, war der Jubel zunächst eher zurückhaltend. Welch geniales Konzept der Konstrukteur mit dem neuen "Mini" auf die Beine gestellt hatte, sollten die kommenden Jahre zeigen...

Durch die Einzelradaufhängung und den quer eingebauten Motor mit der raumsparenden Getriebeanordnung war der neue Mini ein fast sensationelles Raumwunder. Bis heute gibt es kaum ein Automobil, das auf so geringer Fläche so viel Passagierraum bietet und so wenig Platz für die Antriebsaggregate beansprucht. Nur das Kofferabteil fiel für heutige Verhältnisse etwas dürftig aus. Immerhin, der Mini ist das einzige Auto mit "außen liegendem Handschuhfach"!

Ein geniales Raumkonzept

"Von außen klein wie eine englische Telefonzelle,


von innen groß wie die Royal Albert Hall"       

 

Mit diesem Auto schuf Alec Issigonis den Ahnherren aller modernen Kleinwagen. Der vorne quer eingebaute 4 Zylinder Reihenmotor ist heute Konstruktionsprinzip nahezu aller kleinen und mittelgroßen Automobile.

Issigonis und sein größter Erfolg

Der Mini sollte auch im eigenen Haus nicht ohne Familie bleiben. Außer vielen Varianten seiner selbst, die sportlichen Cooper, die familientauglichen Estates und die Minis für den Kleinunternehmer als Van oder Pickup, gab es in den Folgejahren noch etliche große Geschwister, die nach demselben Prinzip konstruiert waren.

Diese Mini Geschwister hießen Austin 1100 bis 1800, GT und Maxi und wurden in alter BMC Manier auch unter den anderen Firmenlogos der Familie, wie Morris, Riley, Wolseley und MG auf den Markt gebracht.

1971 wurde Sir Alec, inzwischen von der "Royal Society" in den Adelsstand erhoben, in den wohlverdienten Ruhestand versetzt. Anlässlich seiner Verabschiedung hatte man alle seine Erfolgsmodelle noch einmal auf einer Bühne zusammen kommen lassen: Einen Morris Minor, von dem bis dato 1,5 Millionen Exemplare gebaut worden waren, von den "Großen" je einen 1100er und 1800er, den Siegerwagen der Rallye Monte Carlo von 1965 (Makinen / Easter) und "621 AOK", dem ersten in Serie produzierten Mini.



Sir Alec bei seiner Verabschiedung 1971

Auch im Ruhestand behielt Sir Alec sein Büro in Longbridge, wo er u. a. an der Konstruktion eines Minis mit Dampfantrieb tüftelte. Am 4. Oktober 1988 starb der geniale Erfinder und Konstrukteur, der den Automobilbau revolutioniert hatte, im Alter von 82 Jahren.

 

Zitat:

"Das wohl schönste Erlebnis war für mich meine Wahl in die königliche Gesellschaft.

Ich fühlte, dass dort zu viele akademische Brüder zusammengefunden hatten und

dass ein einfacher Eisengießer wie ich dort ein wenig als Gegengewicht dienen könne."